Interview mit Drooms

Die 'single source of truth' bei Immobilientransaktionen
Das Team
  • Jan Hoffmeister
    Managing Director & Chairman
    Drooms
  • Lars Sommerer
    Managing Director
    SwissPropTech
  • Mathias Rinka
    Media Director
    SwissPropTech
Das Interview
SwissPropTech:
Drooms ist im Bereich Data Rooms, also Datenräume, in der Immobilienbranche tätig. Kannst du kurz erklären, was das genau bedeutet?
Jan Hoffmeister:
Unsere Kernaufgabe ist es, den Zyklus des Immobilienverkaufs digital abzubilden und real zu begleiten. Die Firmengründung im Jahr 2001 hat bereits damals dazu beigetragen, die Due Diligence bei einer Immobilientransaktion effizienter und für alle Beteiligten transparenter zu machen. Wir können so auch die Bedürfnisse der Immobilieneigentümer perfekt abbilden. Das Review der Dokumente, die zum jeweiligen Asset gehören, in digitalisierter Form im Datenraum einer Immobilientransaktion anbieten zu können, vereinfacht den Verkaufsprozess enorm. Die Dokumente sollen einsehbar sein, jedoch nicht bearbeitet werden können. Damit ist Drooms mit seiner strukturiert organisierten Dienstleistung sozusagen auch die «single source of truth» in solch einem wichtigen Prozess mit mehreren Parteien. Unsere Lösung ist im Grunde sehr einfach, aber hoch performant und Nutzer sparen viel Zeit, auch dank einer hochintelligenten Suchfunktion für die Durchsicht der Unterlagen. Bis zu 2.000 Menschen können am selben Dokument arbeiten.
SwissPropTech:
Könnte man also sagen, dass Drooms eine Art «Dropbox» für unsere Branche ist?
Jan Hoffmeister:
Ja, das könnte man salopp so sagen. Aber es ist noch viel mehr als das. So ist uns etwa das Thema Datenschutz sehr wichtig. Die Dokumente und Informationen werden ausschliesslich auf Servern in der Schweiz und in Deutschland gehostet. Damit betreiben wir aktiven Datenschutz und das ist auch, was die Kunden wünschen. Wir sind mit Drooms GDPR-sowie DSGVO-konform, was heisst, bei der Bearbeitung der Daten legen wir die General Data Protection Regulation der EU sowie die Datenschutzgrundverordnung zugrunde. Auch auf das neue Datenschutzgesetz in der Schweiz, das nDSG, welches im September 2023 implementiert wird, sind wir vorbereitet. Zudem sind wir in den Ländern, in denen wir tätig sind, auch Mitglied von verschiedenen Immobilienverbänden. Wir stehen also im ständigen Austausch mit unseren Kunden und wissen, welche Standards sie bei der Nutzung von Daten und Dokumenten benötigen und fordern.
SwissPropTech:
Wie muss man sich eine einzelne Transaktion genau vorstellen? Gibt es hierfür jeweils separate Data Rooms?
Jan Hoffmeister:
Pro Transaktion gibt es einen Data Room. Über Drooms geht auch das komplette Q&A. Und am Ende einer Transaktion wird jeder Data Room auf einen USB-Stick gebracht. So wickeln wir mittlerweile pro Jahr rund 2.000 nationale wie internationale Transaktionen ab. Ein Projekt dabei, das wir erst kürzlich aufgegleist haben, sind statistische Analysen von Transaktionen.
SwissPropTech:
Wie sieht die Zielgruppe der Drooms-Dienstleistungen genau aus?
Jan Hoffmeister:
Unsere Nutzer sind Immobilieneigentümer und Asset Manager sowie Portfolio Manager. Drooms kann während des gesamten Lebenszyklus eines Vermögenswerts eingesetzt werden kann. Daher kann es von Fondsmanagern bei der Mittelbeschaffung, von Eigentümern und Vermögensverwaltern in der Haltephase, bei der Wertsteigerung eines Vermögenswerts oder bei der Vorbereitung eines Verkaufs genutzt werden. In der Transaktionsphase kann es von Beratern, Rechts- und Finanzberatern bei der Durchführung von Due-Diligence-Prüfungen eingesetzt werden. Es kann auch für die Refinanzierung und Umstrukturierung eines Vermögenswerts verwendet werden - etwas, das im Jahr 2023 häufiger vorkommen wird.
SwissPropTech:
In welchen Märkten ist Drooms aktuell aktiv?
Jan Hoffmeister:
Wir sind ein globales Unternehmen, aber Deutschland ist unser Geburtsort - und natürlich unser wichtiger Heimatmarkt. Wir haben mehrere Niederlassungen in ganz Europa, im UK, in Spanien, Frankreich, Italien, den Niederladen mit zusammen 30.000 Kunden. Darunter finden sich etwa die UBS, die Allianz oder CBRE. Jetzt kommt auch verstärkt die Schweiz ins Spiel. Generell haben wir es mit einer Klientel zu tun, die global investiert und Immobilien kauft und verkauft. So hatten wir natürlich auch schon viele internationale Unternehmen in unseren Datenräumen.
SwissPropTech:
Wie wichtig sind offene Schnittstellen für Euch?
Jan Hoffmeister:
Unser Leitmotiv lautet: «Keep it simple». Das gilt vor allem auch für die Digitalisierung in der Branche. Unsere Klientel wünscht weniger den Datenaustausch als vielmehr den Datenschutz. Aber ganz generell gesprochen: Es braucht nationale und internationale Datenstandards und eben auch Schnittstellen dabei. Aber es darf dabei nicht zu Daten-Monopolen kommen. Standards müssen zugleich flexibel genug sein, damit jeder damit klarkommt. Wenn sie Komplexes vereinfachen, sind wir sofort mit dabei.
SwissPropTech:
Wie seht Ihr Partnerschaften mit anderen PropTechs?
Jan Hoffmeister:
Bei Drooms gibt es bereits bestehende und teils langjährige Partnerschaften. Auch hier möchte ich sagen: Die oberste Devise ist, dass sie sinnvoll sind, und beide Seiten voranbringen. Ein Beispiel ist die Kooperation mit DocEstate, ein Start-up, das sich darauf spezialisiert hat, immobilienspezifische Behördenauskünfte zu besorgen. Da sind wir beteiligt und haben dank offener Schnittstelle einen automatischen Datenaustausch implementieren können. Partnerschaften sind für Drooms sinnvoll, wenn sie vor allem mit Firmen innerhalb der Immobilienindustrie geschlossen werden und die Arbeit unserer Kunden erleichtern.
SwissPropTech:
Wie sieht die Zukunft von Drooms aus, wohin geht die weitere Reise?
Jan Hoffmeister:
Wir sind aktuell mit 200 Mitarbeitenden in neun Ländern aktiv. Im März haben wir unser neues Produkt «Lifecycle» gelaunched – speziell entwickelt für die Haltephase von Immobilien. Unser Ziel ist es, die Plattform der Wahl für die Immobilienbranche für den gesamten Lebenszyklus ihrer Anlagen zu werden.
SwissPropTech:
Was erhofft Ihr Euch von SwissPropTech und wieso seid ihr dabei?
Jan Hoffmeister:
Wir wollen ein eigenes «Drooms Ökosystem» aufbauen und wollen viele neue Startups treffen und kennenlernen, die uns helfen, die Digitalisierung in der Immobilienbranche voranzubringen. Wir beobachten all die aufregenden neuen Entwicklungen, die auf dem Markt passieren. Im Kern unseres Geschäfts sind und bleiben die Transaktionen und die dafür von uns bereitgestellten digitalen Datenräume. Doch mit immer mehr Schnittstellen zu immer mehr sinnvollen Anwendungen und Applikationen ergeben sich Erweiterungen und Add-ons in diesem Bereich, die es zu nutzen gilt und die unseren Kunden zugutekommen.
SwissPropTech:
Noch eine wichtige Frage zum Schluss: Wie passen hier die Faktoren CO2-neutrale Gebäude und die ganzen ESG-Thematiken hinein?
Jan Hoffmeister:
Perfekt. Wir haben bereits einige Kunden, die grossen Wert auf diese Bereiche legen und auch schon einiges an Know-how hierzu aufgebaut haben. Ich denke da etwa an den Energieverbrauch von Gebäuden und die Optimierung von Verbräuchen in der Immobilie. Diese Faktoren werden bei den Transaktionen immer wichtiger, nicht zuletzt auch bei den Immobilienwerten und den tatsächlichen Verkaufspreisen. Viele Unternehmen stehen bei den Vorbereitungen zur ESG-Compliance noch ganz am Anfang. Dabei gibt es insbesondere bei der Verwaltung und Recherche von Unterlagen zur ESG-Regulierung noch viel Raum für Verbesserungen. Viele Prozesse leiden unter zeitaufwändiger Ablage und Recherche. Digitale Lösungen können hei ein signifikanter Treiber zu ESG Compliance sein. Hierauf stellt sich Drooms ein und ist an vorderster Front mit dabei.
SwissPropTech:
Jan, vielen Dank für das spannende Gespräch.
Jan Hoffmeister:
Danke an euch!