SwissPropTech Interview

Together with SMG Swiss Marketplace Group
Interview Partners
  • Martin Waeber
    Managing Director Real Estate
    SMG Swiss Marketplace Group
  • Gilles Despas
    CEO
    SMG Swiss Marketplace Group
  • Mathias Rinka
    Media Director
    SwissPropTech
  • Lars Sommerer
    Managing Director
    SwissPropTech
Interview
SwissPropTech:
Sehr geehrter Herr Waeber, die vor drei Monaten neu gegründete SMG Swiss Marketplace Group AG hat mit dem Bereich Immobilien einen ganz besonderen Schwerpunkt in ihrem Marktplätze-Portfolio. Welche Marken finden sich hier unter dem neuen Dach und wie spannen diese neu unter Ihrer Leitung zusammen?
Martin Waeber:
Unter dem Dach der am 11. November 2021 neu gegründeten SMG Swiss Marketplace Group AG vereinen wir einige der stärksten digitalen Real-Estate-Marktplätze der Schweiz. Konkret
sind dies die Marken ImmoScout24, homegate.ch, ImmoStreet.ch, home.ch und Acheter-Louer.ch. Zum Unternehmen gehört aber auch die Softwareschmiede CASASOFT, die Maklern und Kunden das Leben vereinfacht und ihnen dabei hilft, mehr Business zu generieren. Zum Kompetenznetzwerk zählen zudem die Bewertungsspezialisten von IAZI, mit denen wir erstklassige Marktanalysen erstellen. Uns ist es wichtig, diese Expertise der interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, indem wir beispielsweise jeden Monat
den Swiss Real Estate Offer Index (SREOI) publizieren und damit wichtige Anhaltspunkte liefern, wohin sich der Immobilienmarkt entwickelt.
SwissPropTech:
Wie muss man sich die Zusammenarbeit dieser acht verschiedenen Marken nun vorstellen?
Fühlen Sie sich da eher als begleitender Dirigent oder mehr als strategischer Koordinator?
Martin Waeber:
Wir sind sehr stolz auf unsere neue Markenpartnerschaft. Stellen Sie sich vor, über viele Jahre waren wir Konkurrenten und haben nun die Möglichkeit, voneinander zu lernen. Es ist daher keine Floskel, wenn ich sage, es kommt gerade das Beste aus zwei Welten zusammen. Hinter den Marken stehen ja in erster Linie Menschen und diese vernetzen sich aktuell, sie tauschen sich intensiv aus und entwickeln die ansprechendsten Lösungen für unsere Kundinnen und Kunden. Es herrscht viel Aufbruchsstimmung, die natürlich auch einer Strategie folgen muss. Gemeinsam mit dem Führungsteam sind wir gerade dabei, diese Strategie zu definieren, damit wir all die positive Energie in die richtigen Bahnen lenken können. In der SMG Swiss Marketplace Group AG kommen Kolleginnen und Kollegen mit einem enormen Wissen zusammen. Diese wollen wir mit einer Vision begeistern und ihnen zugleich viel Freiraum geben, um eigene Ideen umzusetzen. Ich freue mich daher wirklich sehr auf die kommende Zeit und darauf, mit den verschiedenen Teams erfolgreich zu arbeiten.
SwissPropTech:
Kritische Stimmen aus der Branche sprechen von einer Monopolstellung, da über 80% des Schweizer Immobilienanzeigengeschäfts nun in einer Hand sind…
Martin Waeber:
Wir sehen keine Monopolstellung. Vielmehr sehen wir immer stärker in den Schweizer Markt drängende internationale Grosskonzerne, die wir ruhig beim Namen nennen können. Nehmen wir zum Beispiel Facebook beziehungsweise neuerdings Meta. Deren Immobilienangebot im Marketplace umfasst schon heute allein bei den privaten Mietinseraten ein Vielfaches des Angebotsvolumens unserer Immobilienportale. Wenn wir auch in Zukunft mit digitalen Plattform-Geschäftsmodellen in der Schweiz Wertschöpfung generieren wollen, dann müssen wir uns die Konkurrenz von Meta oder Google bewusst machen. Anstatt dass sich Schweizer Unternehmen streiten und sich letztlich Dritte im fernen Silicon Valley darüber freuen, wollen wir diesen international agierenden Digitalriesen die Stirn bieten. Schon gar nicht sollten wir ihnen so einfach das Feld überlassen und zusehen, wie sie Monat für Monat marktbestimmender werden. Hinzu kommt, dass weder Google noch Meta vermutlich ein besonderes Interesse an der Schweiz haben, geschweige denn sich dazu verpflichtet sehen, die damit verbundenen Arbeitsplätze in der Schweiz zu halten. Natürlich gibt es in der Schweiz auch noch weitere bedeutende Plattformen wie zum Beispiel newhome sowie eine grosse Anzahl mittlerer, kleiner und kleinster Immobilien-Portale und unzählige Start-ups, unter denen sich der Markt aufteilt. Am Ende des Tages wird entscheidend sein, ob es uns gelingt, den überzeugendsten Mehrwert für unsere inserierende Kundschaft und gleichermassen für alle User zu generieren, die nach ihrer Wunschimmobilie suchen. Hierfür brauchen wir ein attraktives Arbeitsumfeld mit hervorragenden Perspektiven, aber eben auf dem Boden eines Schweizer Wertegerüsts.
SwissPropTech:
Homegate und ImmoScout24 bleiben eigenständige Marken…?
Martin Waeber:
Nach derzeitigem Stand kann ich die Frage mit einem klaren Ja beantworten. Die Argumente hierfür liegen auf der Hand. Sowohl bei Homegate als auch bei ImmoScout24 kommen wir
auf eine gestützte Markenbekanntheit von deutlich über 80 Prozent. Da müssten sehr griffige neue Ziele und Argumente vorliegen, um etwas neues zu starten oder eine der Marken aus
der Hand zu geben. Zudem sehen wir bereits in den ersten Analysen, dass die beiden Plattformen viel Komplementäres und wenig Überlappungen aufweisen.
SwissPropTech:
Mit CASASOFT und IAZI sind in dem neuen Immobilien-Ökosystem auch Anbieter von Verwaltungssoftware sowie von Datenbanken, Research und Marktanalysen dabei. Wo sehen Sie hier künftige Synergien?
Martin Waeber:
Ich freue mich wirklich, dass Sie mich auf CASASOFT und IAZI ansprechen. Mit CASASOFT haben wir einen echten Rohdiamanten im Portfolio. Die Softwarelösungen überzeugen
Monat für Monat mehr Interessenten und wir glauben, dass Unternehmen in den kommenden Jahren noch stärker von sich reden machen wird. Den Erfolg hat CASASOFT einer aussergewöhnlich starken Kundenzentrierung zu verdanken. Dabei folgt das Unternehmen einem klaren Zielbild: CASASOFT hat es sich langfristig zur Aufgabe gemacht, den gesamten
Wertschöpfungsprozess von Immobilienmaklern durch digitale Lösungen zu vereinfachen und diese dadurch in ihrer Arbeitsweise und bei der Digitalisierung ihrer Prozess optimal zu
unterstützen. Die SMG Swiss Marketplace Group, oder kurz SMG, schöpft ihre Marktkenntnis über zahlreiche Wissensträger und wird dabei von den Bewertungsspezialisten von IAZI unterstützt. Denn das Wissen um den realen Marktwert einer Immobilie ist bei einer Transaktion für Käufer wie Verkäufer von zentraler Bedeutung. Wir haben somit ein komplettes Ökosystem mit einem 360 Grad Blick auf praktisch alle Entwicklungen im Immobilienmarkt.
SwissPropTech:
SMG ist ein Joint-Venture aus vier beteiligten Unternehmungen. Wer spielt da welche Rolle bezogen auf den Immobilienbereich?
Martin Waeber:
Die prozentuale Aufteilung der Anteilseigner der SMG spiegelt über alle Marken hinweg dieselben Mitspracheverhältnisse wieder. Als Managing Director für den Bereich Real Estate und damit als Teil der SMG-Geschäftsleitung, der Gilles Despas als CEO vorsteht, habe ich bei der täglichen Arbeit sehr viel Freiheit. Diese Freiheit gebe ich in die mittlere Führungsebene weiter und versuche jeden Einzelnen zu motivieren, neue Ideen einzubringen. Ich vertraue meinen Leuten und die Anteilseigner vertrauen mir, dass wir so Talente anziehen und fördern können. Insofern gibt es neben bestimmten Kennziffern, wie in jedem Unternehmen, keine
Einflussnahme der Shareholder in der Art und Weise, wie wir die SMG im Segment Real Estate weiterentwickeln.
SwissPropTech:
Erklärtes Ziel ist für die SMG bekanntermassen der Börsengang auf mittlere Frist. Von welchem Zeitraum geht man da aus, dass die Gruppe fit für den IPO ist?
Martin Waeber:
Unser CEO Gilles Despas rechnet mit einem Börsengang in drei bis vier Jahren. Bis dahin wird es eine Menge Arbeit geben. Zunächst gilt es nun, uns neu zu finden und uns zu vernetzen sowie die besten Lösungen für unsere Kundinnen und Kunden zu entwickeln. Wir wollen uns nicht auf den Erfolgen der einzelnen Marken bis dato ausruhen, sondern unter dem Dach unseres neuen Konzerns einen grossen Schritt nach vorn gehen. Innovation kann man aber nicht verordnen, sie basiert auf dem richtigen Spirit im Unternehmen, die Lösung von morgen entwickeln zu wollen. Wir glauben, dass wir das schaffen können. Die SMG soll sich so ihr eigenes Gesicht erst erarbeiten, bevor wir aufs Börsenparkett streben. Unsere Anteilseigner sind sich einig, dass es nicht um schnellen Profit oder Gewinnmaximierung geht. Die SMG ist angetreten, der Digital Hub der Schweiz zu sein. An die Börse zu gehen, wird zum richtigen Zeitpunkt die logische Konsequenz sein. Momentan ist dies in unseren Köpfen aber eher eine Randnotiz.
SwissPropTech:
Das geplante Börsen-Listing der SMG bringt die Gruppe der Schweizer Marktplätze an eine Reihe neuer Inhaber. Zum einen: Wollen Sie Mehrheits- oder Minderheitsaktionär bleiben? Und zum anderen: Wie international wird das Zielpublikum für die SMG-Aktien sein?
Martin Waeber:
Ob wir nach einem IPO Mehrheits- oder Minderheitsaktionär sein möchten, soweit reichen die Gedanken stand heute noch nicht. Gilles Despas hat als unser CEO die grundsätzliche Ambition die SMG aufs Börsenparkett zu führen. Auch wollen wir sicherlich für nationale wie
internationale Investoren gleichermassen interessant sein. Dies hat auch mit unserem gegenwärtigen Employer Branding zu tun. Bereits heute sind wir mit internationalen Standorten und Mitarbeitenden aus der ganzen Welt ein wahres Multikulti-Unternehmen. Wir haben in der Vergangenheit sehr von dieser Vielfalt profitiert und wenn wir auch
zukünftig in der Schweiz und für die Schweiz da sein wollen, brauchen wir auch weiterhin nationale und internationale Top-Talente. Insofern muss die SMG auch über die Grenzen der Schweiz hinaus als hochattraktive Arbeitgeberin wahrgenommen werden.

Fragen von Lars Sommerer & Mathias Rinka (SwissPropTech)